Umstechen im Herbst: Pro und Contra

Pro und Contra zum heiß diskutierten Thema

Pro

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© Jeitler
Bereits für unsere Eltern war die Beschäftigung im Herbst das Umstechen – von unseren Großeltern, Urgroßeltern und Ahnen ganz zu schweigen. Kann es sein dass sie alle im Unrecht waren? Ich glaube nein. Der Boden wird im Herbst grob umgestochen und der winterliche Frost erledigt die übrige Arbeit: Er bricht die Schollen auf und im Frühjahr steht uns nach dem Rechen feinkrümelige Gartenerde zur Verfügung.

Wäre es vielleicht besser, wenn wir jetzt in der ruhigen Gartenzeit im Haus sitzen, die Beine hoch lagern und unseren Rücken schonen? Davon kann es ihm doch nicht besser gehen! Bewegung ist gut und so fordert auch im Herbst der Garten meinen Rücken, der Physiotherapeut wird trotzdem oder gerade deshalb nichts mit mir verdienen.

Schön anzusehen ist es noch dazu. Es sind schon fast alle Beete abgeräumt, wenn hier die dunkle Gartenerde bereits blitzblank hervorlugt. Zwischendurch stehen noch die Stämmchen vom Sprossenkohl und ein paar Köpfe des Endiviensalats, wunderbar!

Nach getaner Arbeit freue ich mich bereits so richtig auf das Frühjahr und sinniere darüber, was ich denn im nächsten Jahr als erstes anbauen werde…

Contra

In einem Gramm (!) Boden leben über 100 Bodentierchen, die wir mit dem freien Auge fast nicht erkennen können. Es handelt sich um Geißeltierchen, Amöben und Wimpertierchen. Sie alle fressen überwiegend Pilze, Algen sowie Bakterien und stellen so wertvollen Humus her. Würde ich jetzt umstechen, kämen all diese Tierchen an die Bodenoberfläche und würden bitterlich erfrieren. Meinen Humus müsste ich dann kaufen, mit der Hand einbringen und erst dann hoffen, dass wieder Leben in meinen Gartenboden kommt. Ich weiß mich zu beschäftigen, daher kann ich auf die Arbeitsbeschaffung in Form von Umstechen verzichten. Danke nein, nicht mit mir!

Sämtliches Laub, das sich jetzt im Herbst im Garten ansammelt, mit der Ausnahme von dem der Eiche und Nuss, sammle ich und bringe es etwa 20 cm dick auf den abgeernteten Gemüsebeeten aus. So wird der Boden vor großen Temperaturschwankungen bewahrt, die Bodenlebewesen können noch besser überleben und ein Teil der Blätter wird zu wertvollem Humus verarbeitet. Den Rest des Laubes werde ich im Frühjahr zusammenrechen und kompostieren – dann kann ich einige Zeit später des Gärtners schwarze Gold, den Kompost, auf den verbliebenen Beeten ausbringen.

Sollte der Boden tatsächlich sehr verdichtet sein, dann säe ich Gründüngung aus. Die Pflanzen blühen schon bald danach und wurzeln bis in tiefe Schichten. So wird der Boden gelockert und die Augen erfreuen sich - ganz ohne umstechen.

Wozu soll ich eine Arbeit verrichten, die letzten Endes nur zerstörerisch wirkt? Umstechen im Herbst? In meinem Garten schon lange nicht mehr!

Der Versuch einer Erklärung

In den letzten Jahren ist das Umstechen im Gemüsegarten stark in Verruf geraten. Es gibt sowohl starke Anhänger als auch Gegner dieser einst klassischen Herbsttätigkeit. Welche Methode die richtige ist, können wir nicht sagen. Die Wissenschaft der „Pedologie“, der Bodenkunde, ist sich über den Sachverhalt noch nicht einig. Wir von IMMERGRÜN glauben, dass das Umstechen, zumindest auf sehr schweren, lehmigen oder tonigen Böden, Sinn machen kann. Bei lockeren, humusreichen Gartenböden kann wahrscheinlich von der schweren Tätigkeit Abstand genommen werden.

Frohes Gärtnern!
Autor:
Mag.(FH) Johanna Jeitler